Mit der Chancenkarte plant das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) die nächste Maßnahme, um dem demografischen Wandel und dem Fachkräftemangel in Deutschland zu begegnen. Aber ist ein solches Programm das geeignete Mittel?
Immerhin gibt es schon zahlreiche andere Initiativen und Programme, mit denen versucht wird, qualifizierte Arbeitskräfte aus dem Ausland zu gewinnen. Ähnlich wie die Chancenkarte zielen diese mehrheitlich darauf ab, bereits erworbene Qualifikationen anzuerkennen. Noch ist aber nicht klar, ob diese Programme und Initiativen durch die Chancenkarte ersetzt werden sollen. Beim Bürokratieabbau wäre das sicherlich hilfreich. Allerdings heißt es abwarten, ob die Stellen, die aktuell mit der Qualifikationsanerkennung betraut sind, diesen Kompetenzverlust hinnehmen werden.
Des Weiteren lassen die aktuellen Vorschläge noch nicht erkennen, dass sich mit der Chancenkarte viel ändern wird. Einer der wenigen spürbaren Unterschiede zu den aktuellen Voraussetzungen besteht darin, dass kein Arbeitsvertrag oder konkretes Arbeitsangebot vorliegen muss, um ein Visum zu erhalten. Das ist zu wenig, um den Standort Deutschland international wettbewerbsfähiger zu machen.
Was die Chancenkarte bringen soll
Konkret soll die Chancenkarte den Weg für Nicht-EU-Bürger nach Deutschland ebnen. Angewandt wird dabei ein Punktesystem, welches aktuell vier Kriterien umfasst. Sofern drei dieser Kriterien erfüllt sind, kann eine Chancenkarte und damit eine Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis für Deutschland erteilt werden. Bei den vier Kriterien handelt es sich um
✅ Einen Hochschulabschluss oder eine berufliche Qualifikation
✅ Mindestens drei Jahre Berufserfahrung
✅ Sprachkenntnisse oder ein früherer Aufenthalt in Deutschland
✅ Ein Alter unter 35 Jahren
Ob diese Punkte tatsächlich die Bedürfnisse der vom Fachkräftemangel geplagten Betriebe abdecken, ist fragwürdig. Bei der Ausgestaltung der Chancenkarte müssen auf jeden Fall Betriebe miteingebunden werden. Es wird sich zeigen müssen, wie das Programm in dieser Form Deutschland tatsächlich attraktiver gegenüber anderen Arbeitsmärkten in Europa macht. Die jüngsten Entwicklungen, die unter anderem die Schriftform bei neuen Arbeitsverträgen oder das Aufzeichnen der Arbeitszeiten erforderlich machen, stellen zudem die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands in Frage.
Wir, der Bundesverband der Personalmanager*innen, begrüßen es, dass die Debatte um eine moderne Regelung der Fachkräftezuwanderung angestoßen wurde. Auf die weiteren Vorschläge sind wir gespannt. Denn die Chancenkarte soll, so der Plan des BMAS, nicht das einzige Mittel sein, mit dem Deutschland für ausländische Fachkräfte attraktiver wird. Auch ein neues Einwanderungsgesetz ist vorgesehen.